Seit März 2014 leite ich das Bauschäden-Forum am Tegernsee.
Ich freue mich sehr, in die großen Fußstapfen meines verehrten Lehrers Raimund Probst treten zu könen.
Als sein Nachfolger möchte ich sein Lebenswerk weiterentwickeln.
Für mich steht der Geist des Forums, die Teamarbeit, das gemeinsame Konstruieren, Rekonstruieren und vor allem der intensive Austausch darüber im Vordergrund.
Auch liegt mir der zunehmend schlechte Ruf deutscher Architekten am Herzen, die sich nach Aussage vieler Fachleute mittlerweile zu sehr auf die rein optische Darstellung konzentrieren und damit sowohl die Konstruktion (lat. construere = zusammenschichten, errichten) als auch die Funktion vernachlässigen. Dies nicht nur, weil ich aus einer Architektenfamilie komme, sondern auch weil ich diesen Beruf aufgrund seiner vielfältigen Herausforderungen und der damit verbundenen Verantwortung liebe.
Hier wird das Forum seinen Beitrag zu einer besseren Qualität der Architektur, die, wie es Egon Eiermann formulierte ästhetisierendes Konstruieren ist, leisten. Das Lernen aus Schäden, dabei gleichzeitig immer das eigene Bewusstsein trainieren, und Maßnahmen stets von allen Seiten her betrachten wird unser Ziel sein.
So werden auch die Themen für die einzelnen Foren von einem Team unter meiner Leitung erarbeitet und zusammengestellt. Ca. 6 Wochen vor dem jeweiligen Forum werden die Themenschwerpunkte im Internet veröffentlicht.
Für diejenigen unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die das Bauschäden-Forum noch nicht kennen: es findet im März und Oktober jeden Jahres für jeweils 3 Tage in Rottach-Egern statt.
Drei Tage sind lang und viele von uns scheinen keine Zeit mehr zu haben. Wir hasten von einer Baustelle und von einem Termin zum anderen, bewegen uns dabei oft im Kreis und jagen in aller Hetze durch den Tag. Dabei sind unsere Gedanken durchaus auf die Zukunft gerichtet, allerdings auf eine Zukunft, die uns hetzt, in der uns Zeit zur Vorbereitung fehlt, was wiederum zu berechtigten Sorgen, Ängsten und unerfüllten Erwartungen bei unseren Auftraggebern führt.
Dabei sind wir doch die Sachwalter unserer Bauherren, unserer Klienten und unserer Auftraggeber - ganz gleich ob wir von ihrem Geld ein Gebäude errichten, einen Schriftsatz fertigen oder ein Gutachten erstellen - Fehler oder Fehleinschätzungen unseres Tuns werden über kurz oder lang unserem Ruf schaden und auf uns zurück fallen!
Mit der Verantwortung für unsere Auftraggeber haben wir also auch Verantwortung für uns selbst übernommen - und jeder von uns muss sich erst einmal fragen, wie er damit umgehen will.
Wollen wir das Bestmögliche erreichen, ist der bloße Wille ein erster wichtiger Schritt, aber natürlich nicht ausreichend.
Hier kann mit dem Bauschäden-Forum der entscheidende zweite Schritt gelingen. Indem wir uns fit halten und unser Denken immer wieder sensibilisieren und überprüfen, ob wir nicht doch auf einem Auge schon blind sind oder werden. Gerade die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden regt an, hält wach und korrigiert Sehfehler.
Nehmen wir uns die Zeit - in der Mitte der Woche(!) - mit einem Tag davor und einem Tag danach und erkennen, dass nicht uns die Zeit unter Strom setzt, sondern dass wir sie gestalten! Zeitmanagement ist eine Entscheidungsfrage - auf die Entscheidung an etwas Bestimmtem bewusst arbeiten zu wollen, folgt das Handeln, indem wir uns für jene Dinge Zeit nehmen, die wichtig sind: für unsere Auftraggeber und für uns!
Zu dem Forum selbst:
Anhand von Bauschadensfällen aus der Praxis wird für alle relevanten Bauteile das Problembewusstsein geweckt. Unterstützt wird dies durch das Darstellen von Herstellungsprozessen - z.B. der Elementwandkonstruktionen, Einbau von vorkomprimierten Dichtbändern (Luftdichtheit) der Anschlussbereiche von Verglasungselementen an den Baukörper und dergleichen.
Dies sind wichtige Erkenntnisbausteine, durch die eine Beurteilung im Hinblick auf eine regelgerechte und dauerhaft-funktionsfähige Ausführung erst möglich wird.
Da das Baugeschehen immer in einem rechtlichen Rahmen eingebunden ist, wird auch der juristischen Betrachtung entsprechender Raum eingeräumt.
Letztendlich geht es um das Erfassen bautechnischer Notwendigkeiten:
Eine Ausführung, die wissenschaftlich als richtig anerkannt ist, und unter Beachtung der Gesetzmäßigkeiten, der Physik, den baustofflichen Eigenschaften, den örtlichen Einflüssen und der handwerklichen Umsetzbarkeit notwendig und richtig ist, um in der Umsetzung den geschuldeten Werkvertragserfolg im Rahmen der Gebrauchsdauer dauerhaft funktionsfähig, mängelfrei und gebrauchstauglich zu erzielen.
Homepage des BAUSCHÄDEN-FORUMS: www.bauschaeden-forum.de
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